
Morgenroutinen mit einem ASS-Kind können… sagen wir mal: spannend sein. 😅
Unser Morgen ist ein fein abgestimmtes Uhrwerk – und wehe, ein Zahnrad hakt.
Das hilft uns:
1. Fester Ablauf – Immer gleiche Reihenfolge: Aufstehen, Waschen, Anziehen, Frühstück, Schuhe, Jacke.
2. Visuelle Hilfen – Bildertafel im Flur mit Symbolen für jede Aufgabe.
3. Vorbereitung am Abend – Kleidung rauslegen, Schultasche packen.
4. Zeitpuffer – Wir stehen 30 Minuten früher auf, um Stress zu vermeiden.
Mein Fazit:
Routine gibt Sicherheit – für mein Kind und für mich. Kleine Veränderungen kündige ich am Vorabend an, damit es morgens keine bösen Überraschungen gibt.
Klingt perfekt, oder? In der Praxis sieht es manchmal ganz anders aus.
Die Realität: Ein Morgen wie viele andere
Mein Tag beginnt um 4:00 Uhr. Das ist meine Zeit – meine Me-Time, bevor das Leben mit meinem Sohn startet.
Eine Stunde, die nur mir gehört: Kaffee, ein bisschen Bewegung mit den Hunden, vielleicht eine kurze Meditation. Sie gibt mir die Ruhe, die ich für unseren gemeinsamen Start brauche.
Um 5:45 Uhr ist es soweit: Ich wecke meinen Sohn. Für viele Kinder ist Aufstehen lästig, für ihn ist es oft wie ein Schock für die Sinne. Zu schnell, zu laut, zu hell – alles gleichzeitig. Also mache ich es sanft: ein Lied, eine Berührung. Manchmal klappt es sofort, manchmal dreht er sich weg und murmelt: „Nein, Mama, heute nicht.“
Um 6:15 Uhr sitzen wir oft noch im Bett. Ich erinnere mich: Routine gibt Sicherheit. Also greife ich nach unserer Bildertafel. Ich zeige auf das erste Symbol: Aufstehen. „Schau, wir sind hier.“ Er nickt, noch halb verschlafen, aber das Bild gibt ihm Halt. Endlich schlüpft er aus dem Bett.
Um 6:30 Uhr ist Anziehen dran. Ich habe die Kleidung schon am Abend bereitgelegt, damit wir keine Diskussion führen müssen. Aber heute will er plötzlich das rote Shirt, das in der Wäsche liegt. Früher hätte mich das zur Verzweiflung gebracht. Heute bleibe ich ruhig: „Das rote Shirt ist schmutzig, du kannst zwischen dem blauen und dem grünen wählen.“ Zwei klare Optionen – kein endloser Streit. Er entscheidet sich für das Blaue. Ein kleiner Sieg.
Um 6:45 Uhr gibt es Frühstück. Er liebt seine gewohnten Cornflakes. Abwechslung ist schön – aber nicht morgens. 😅 Ich setze mich dazu, auch wenn ich selbst keinen Hunger habe. Gemeinsames Frühstück gibt ihm das Gefühl, dass wir im Team starten.
Um 7:15 Uhr stehen wir fertig an der Tür. Schuhe, Jacke, Schultasche – ein kleines Ritual, bei dem ich innerlich immer erleichtert aufatme.
Dann kommt der nächste Schritt: 7:20 Uhr ins Auto einsteigen. Auch das ist nicht immer leicht. Oft spüre ich den kurzen Widerstand – er möchte nicht weg von mir, nicht in die Schule. Dann halte ich kurz inne, gebe ihm Zeit, manchmal auch eine kleine Umarmung extra. Und dann klappt es.
Um 7:35 Uhr erreichen wir die Schule. Manchmal drückt er meine Hand fester, manchmal wirft er mir noch einen „Ich will nicht“-Blick zu. Aber dann geht er. Mit schweren, aber mutigen Schritten. Und ich bin in diesen Momenten einfach nur stolz auf ihn.
Mein Fazit
Diese Routinen sind unser Sicherheitsnetz. Sie verhindern nicht jedes Chaos – aber sie fangen vieles ab. Früher habe ich mich oft gefragt: „Warum ist das bei uns so schwer? Andere Eltern schaffen das doch auch.“ Heute weiß ich: Wir haben unser eigenes Tempo, unser eigenes System.
Ja, es kostet Kraft. Ja, es gibt Tage, an denen ich mir wünschte, es wäre leichter. Aber jedes Mal, wenn wir gemeinsam die Tür hinter uns schließen – oder er mit seinem Mut in die Schule geht – weiß ich: Wir sind ein Stück gewachsen.
Und das möchte ich allen Müttern, Vätern und Eltern sagen, die sich manchmal im Morgenchaos verlieren: Ihr seid nicht allein.
Vielleicht sieht euer Alltag anders aus als bei anderen Familien – aber das ist in Ordnung.
Unsere Kinder brauchen Struktur, Geduld und Liebe. Und wir Eltern brauchen Mut, immer wieder neu aufzustehen, auch wenn der Morgen noch so holprig beginnt.
Routine gibt Sicherheit – für mein Kind und für mich.
Und wenn etwas schiefgeht? Dann versuchen wir es morgen einfach wieder. 💙