
Mein Arbeitgeber und ich – so klappt’s mit der Offenheit
Einleitung:
Als berufstätige Mutter mit einem ASS-Kind stand ich vor der Frage: Erzähle ich meinem Arbeitgeber davon?
So bin ich vorgegangen:
Gespräch gut vorbereitet
Lösungsorientiert bleiben
Regelmäßiger Austausch
Fazit: Offenheit schafft Vertrauen – wenn sie gut geplant ist.
Mein Arbeitgeber und ich – so klappt’s mit der Offenheit
Als berufstätige Mutter mit einem ASS-Kindstand ich irgendwann vor der großen Frage:
Erzähle ich meinem Projektverantwortlichen davon – oder nicht?
Einerseits wollte ich mein Kind schützen, andererseits wusste ich: Es wird Situationen geben, in denen ich Flexibilität brauche. Termine beim Therapeuten, Gespräche in der Schule oder Tage, nach schlaflosen Nächten – all das lässt sich nicht einfach im Kalender verstecken.
Der Moment der Entscheidung
Es war ein Donnerstagmittag. Ich saß mit Herzklopfen in meinem Büro und wartete gemeinsam mit einer Kollegin, bis unser Projektverantwortlicher hereinkam. In meinem Kopf rasten die
Gedanken:
„Was, wenn er mich für weniger belastbar hält? Was, wenn er denkt, ich sei nicht mehr zuverlässig?“
Doch gleichzeitig spürte ich: Dieses Doppelleben – hier im Job „alles läuft bestens“, zu Hause „ständig jonglieren“ – raubt mir zu viel Kraft.
Wenn ich langfristig gesund bleiben will, brauche ich Ehrlichkeit.
Meine Vorbereitung
Ich wollte das Gespräch nicht unüberlegt beginnen. Also stellte ich mir drei Fragen:
-
Was ist wichtig, dass er weiß?
Mein Sohn braucht besondere Unterstützung. Deshalb kann es Termine geben, die ich wahrnehmen muss. -
Was bleibt privat?
Details zu Diagnosen, familiären Herausforderungen oder Alltagsproblemen wollte ich nicht teilen. Das war meine klare Grenze. -
Welche Lösungen bringe ich mit?
Ich überlegte, wie ich meine Arbeitszeit flexibel gestalten könnte: Homeoffice oder Distance-Learning an schwierigen Tagen, Aufgaben vorarbeiten, Dienste tauschen.
Mit diesen Antworten fühlte ich mich sicherer – ich hatte nicht nur Sorgen, sondern auch konkrete Lösungen im Kopf.
Das Gespräch – oder besser gesagt: der Auslöser
Wir saßen im Büro im 3. Stock und besprachen einige Punkte, als plötzlich die Tür aufging: Mein Sohn stürmte nach der Schule herein. Ohne Anklopfen, ohne Begrüßung – der Blick ganz auf mich gerichtet.
Mein Projektverantwortlicher sah mich fragend an. Ich stand sofort auf, nahm die Hand meines Sohnes, beruhigte ihn und ging mit ihm in die Gemeinschaftsküche. Dort gab ich ihm Stifte und Papier
und erklärte sanft:
„Mama hat noch ein Gespräch, und dann fahren wir nach Hause.“
Doch es blieb nicht bei diesem einen Mal. Zweimal kam er noch ins Büro – einmal, um mir stolz ein Bild zu zeigen, das er gemalt hatte, und ein weiteres Mal, um mir eine dringende Frage zu stellen.
Da war mir klar: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, ehrlich zu sein.
Der Augenblick der Offenheit
Mein Projektverantwortlicher fragte schließlich direkt: „Ist Ihr Sohn öfter hier?“
Ich atmete tief durch und sagte mit fester Stimme:
„Ich möchte Ihnen etwas Persönliches mitteilen, weil es für meinen Arbeitsalltag manchmal eine Rolle spielt.“
Dann erklärte ich:
„Mein Sohn hat Autismus (ASS). Das bedeutet, dass es Tage gibt, an denen ich kurzfristig flexibler sein muss. Mir ist aber wichtig, dass meine Arbeit zuverlässig erledigt wird – deshalb habe ich
ein paar Ideen, wie wir das gut organisieren können.“
Die Reaktion
Ich merkte sofort, wie die Anspannung von mir abfiel.
Mein Projektverantwortlicher hörte aufmerksam zu. Keine abschätzigen Blicke, kein Stirnrunzeln – nur ehrliches Interesse.
In diesem Moment wusste ich: Die Offenheit war die richtige Entscheidung.
Wir einigten uns auf ein einfaches System:
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Regelmäßiger Austausch: Einmal im Quartal ein kurzes Update.
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Klare Vertretungsregelung: Wenn ich kurzfristig wegmusste, wusste mein Team Bescheid.
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Flexibilität auf beiden Seiten: Ich gab mein Bestes, um Ausfälle vorzubeugen – mein Arbeitgeber gab mir die Freiheit, an wichtigen Terminen für mein Kind da zu sein.
Das Ergebnis: weniger Druck, mehr Vertrauen.
Ich musste mich nicht mehr verstecken – und mein Chef wusste, dass ich offen kommuniziere, wenn es etwas gibt.
Meine Tipps für andere Eltern
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Gespräch gut vorbereiten: Überlege dir vorher, was wirklich relevant ist – und wo deine privaten Grenzen liegen.
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Lösungsorientiert bleiben: Nicht nur über Probleme reden, sondern Ideen mitbringen, wie du deine Aufgaben trotzdem zuverlässig erfüllen kannst.
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Regelmäßig im Austausch bleiben: Kleine Updates nehmen Spannungen raus und zeigen, dass du alles im Blick hast.
Mein Fazit
Offenheit schafft Vertrauen – wenn sie gut geplant ist.
Ja, es kostet Überwindung. Ja, man macht sich verletzlich. Aber: Für mich war es die beste Entscheidung.
Seitdem ich ehrlich mit meinem Arbeitgeber bin, fühle ich mich leichter. Ich weiß, dass ich mein Kind unterstützen darf, ohne ständig Angst vor Missverständnissen im Job haben zu müssen.
Und das möchte ich anderen Eltern mitgeben: Ihr seid nicht allein.
Viele Arbeitgeber sind offener, als wir denken – wenn man ihnen ehrlich begegnet.
💙 Offenheit bedeutet nicht Schwäche. Sie bedeutet Stärke – und die Chance auf ein Arbeitsumfeld, das Familie und Beruf wirklich miteinander verbindet.