
Unser „Ruhe-Ritual“ nach einem langen Tag
Nach einem anstrengenden Tag brauchen wir beide eine Auszeit. Und weil mein Sohn mit ASS auf Reize besonders sensibel reagiert, war es mir wichtig, einen klaren Rahmen zu schaffen, in dem er – und auch ich – wirklich zur Ruhe kommen können.
Lange Zeit sahen unsere Abende nämlich anders aus: voller Unruhe, Tränen, Diskussionen. Oft waren wir beide so angespannt, dass Schlafen gehen zu einem täglichen Kampf wurde. Ich lag dann selbst noch stundenlang wach, grübelte und fragte mich: „Was hätte ich besser machen können?“
Irgendwann habe ich verstanden: Wir brauchen ein Ritual. Etwas, das uns beiden signalisiert: Der Tag ist vorbei. Jetzt wird es ruhig.
Wie alles begann
Die Idee kam mir nach einem besonders chaotischen Schultag. Mein Sohn war überreizt, ich völlig am Ende. Er weinte, ich weinte. Wir saßen nebeneinander auf der Couch, beide erschöpft. Da griff ich nach einer Decke, schaltete das Licht aus und ließ leise eine Mediationsmusik laufen. Plötzlich war es still. Keine Worte, keine Diskussion. Nur wir, eingekuschelt in die Stille.
Das war der erste Moment, in dem ich spürte: Das ist es. Genau das brauchen wir.
Unser Ritual heute
Seitdem haben wir unser kleines „Ruhe-Ritual“ eingeführt – und es ist zu einem festen Bestandteil unseres Alltags geworden:
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Licht dimmen
Sobald wir nach Hause kommen oder der Tag zu Ende geht, machen wir das Licht gedämpft. Helles, grelles Licht macht ihn unruhig, gedämpftes Licht signalisiert: Jetzt ist Entspannungszeit. -
Lieblingsduft im Diffuser
Lavendel oder Orange – das sind seine Favoriten. Der Duft ist für ihn wie ein Anker. Allein schon das Geräusch des Diffusers bedeutet: Gleich wird es gemütlich. -
10 Minuten Mediationsmusik oder Hörbücher hören
Wir haben eine kleine Auswahl an instrumentaler Mediationsmusik und Geschichten, die er mag. Keine aufregenden Abenteuer, sondern ruhige Erzählungen. Es sind nur zehn Minuten – und die wirken wie eine Reset-Taste. -
Kuscheldecke und warme Füße
Klingt banal, aber diese Decke ist sein Rückzugsort. Er schlüpft darunter, zieht die Decke bis über den Kopf und kann so die Außenwelt ausblenden. Warme Socken oder eine Wärmflasche verstärken dieses Gefühl von Geborgenheit.
Was sich verändert hat
Seit wir dieses Ritual haben, sind unsere Abende anders. Ruhiger. Entspannter. Natürlich gibt es Tage, an denen es trotzdem schwierig ist – aber insgesamt ist das Schlafengehen kein ständiger Kampf mehr.
Ich selbst profitiere genauso davon. Früher bin ich abends oft von einer To-do-Liste zur nächsten gehetzt, habe nebenbei aufgeräumt oder schon die nächsten Sorgen gewälzt. Heute gönne ich mir diese zehn Minuten mit ihm. Sie sind genauso mein Anker wie seiner.
Eine kleine Anekdote
Vor kurzem fragte mich mein Sohn nach einem besonders stressigen Schultag: „Mama, machen wir heute das Kuschelding?“ – und ich musste schmunzeln. Denn dieses „Kuschelding“ ist für ihn längst selbstverständlich geworden. Es gibt ihm Halt, egal wie chaotisch der Tag war.
Und manchmal – das ist das Schönste – schläft er schon während des Hörbuchs ein. Ganz friedlich, eingehüllt in seine Decke, mit einem leisen Lächeln im Gesicht.
Mein Fazit
Manchmal sind es die kleinen Dinge, die den größten Unterschied machen. Unser Ruhe-Ritual kostet kaum Zeit – aber es wirkt Wunder. Es zeigt mir, dass wir nicht immer große Lösungen brauchen. Manchmal reicht es, gemeinsam still zu sein, Licht zu dimmen und eine Decke zu teilen.
An alle Eltern da draußen: Probiert es aus. Findet euer eigenes kleines Ritual. Es muss nicht kompliziert sein – wichtig ist nur, dass es euch beiden guttut. Denn am Ende sind diese zehn Minuten mehr wert als jede perfekt durchgeplante Stunde.