
Manchmal werde ich gefragt: „Wie schaffst du das eigentlich – vier eigene Kinder, ein Stiefsohn, Beruf und dazu ein Kind mit ASS?“ Und ehrlich gesagt: Ich weiß es manchmal selbst nicht. Es gibt Tage, da wächst mir alles über den Kopf. Aber es gibt auch Tage, da denke ich: Ja, wir sind ein starkes Team und wir schaffen das.
Der Spagat zwischen Beruf und Familie ist für jede Mutter eine Herausforderung – mit einem Kind im Autismus-Spektrum noch ein Stück mehr. Denn hier reicht „Alltag organisieren“ nicht aus. Hier geht es darum, Strukturen zu schaffen, flexibel zu bleiben und trotzdem nicht sich selbst zu verlieren.
Unsere Geschichte
Als alleinerziehende Mama von vier Kindern stand ich oft zwischen allen Fronten. Mein Sohn mit ASS brauchte sehr viel Aufmerksamkeit und Begleitung – gleichzeitig hatten auch meine drei anderen Kinder ihre Bedürfnisse, ihre Sorgen, ihre Hausaufgaben, ihre ganz normalen Geschwisterkonflikte. Und dann war da noch mein Stiefsohn, der ebenfalls seinen Platz in unserer Familie finden musste.
Manchmal hatte ich das Gefühl, ständig zu jonglieren: ein Arzttermin hier, ein Elterngespräch da, gleichzeitig Fußballtraining, Klassenarbeit und ein Vorbereitung für die Arbeit. Ich rannte von A nach B und fragte mich, wann ich selbst eigentlich mal Zeit zum Durchatmen haben sollte.
Die schwierigsten Momente waren die, wenn alle gleichzeitig etwas von mir brauchten: mein ASS-Kind im Meltdown, mein älterer Sohn mit Liebeskummer, mein zweiter Sohn mit Matheproblemen und mein dritter Sohn, er wollte einfach nur mich als Mama. Es gab Tage, an denen ich in Tränen ausbrach, weil ich das Gefühl hatte, es niemals allen recht machen zu können.
Doch mit der Zeit habe ich Strategien gefunden, die unseren Alltag erträglicher machen – und manchmal sogar richtig schön.
Meine 7 besten Tipps
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Struktur schaffen – feste Tagesabläufe
Vor allem mein Kind mit ASS braucht klare Routinen. Feste Zeiten für Mahlzeiten, Hausaufgaben und Schlafen helfen enorm. Aber auch meine anderen Kinder profitieren davon – weniger Chaos, weniger Diskussionen. -
Prioritäten setzen – nicht alles muss sofort sein
Ich habe gelernt: Das Haus muss nicht blitzblank sein, wenn ich dafür eine halbe Stunde Ruhe mit den Kindern habe. Ich setze klare Prioritäten – und dazu gehört auch, manchmal bewusst Dinge liegenzulassen. -
Hilfe annehmen – von Freunden, Familie, Kollegen
Am Anfang wollte ich alles alleine schaffen. Heute weiß ich: Hilfe annehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Ob mein Mann, der mal einkauft, oder meine beste Freundin, die die Kinder vom Training holt – ohne diese Unterstützung würde es nicht gehen. -
Pufferzeiten einplanen – damit Stress nicht überhandnimmt
Ich plane Termine nie auf die Minute genau. Immer mit Luft dazwischen. Denn ich weiß: Mit fünf Kindern kommt garantiert etwas dazwischen – ein verlorener Schuh, ein Wutanfall, eine vergessene Jause. -
Arbeitgeber informieren – wenn nötig
Früher habe ich versucht, alles heimlich unter den Hut zu bekommen. Heute bin ich offen, wenn ich mal einen Arzttermin habe oder mein Sohn mich dringender braucht. Diese Ehrlichkeit schafft Verständnis und entlastet. -
Selbstfürsorge einplanen – auch kleine Pausen zählen
Ich habe lange gedacht, ich darf mir keine Pause gönnen. Doch ohne kleine Auszeiten brenne ich aus. Manchmal reicht schon ein Kaffee auf der Terrasse, ein Spaziergang mit den Hunden oder ein kurzes Telefonat mit einer Freundin. -
Unterstützung im Umfeld aktivieren – Vereine, Gruppen, Hilfsangebote
Es gibt mehr Angebote, als ich lange dachte – Selbsthilfegruppen, Vereine, Freizeitangebote. Dort treffe ich Menschen, die uns verstehen und mit denen ich mich austauschen kann. Das ist für mich Gold wert.
Mein Fazit
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit einem Kind im Autismus-Spektrum ist kein leichter Weg. Aber er ist machbar – mit Struktur, Unterstützung und einer guten Portion Gelassenheit.
Ich möchte allen Eltern Mut machen: Es ist nicht schlimm, wenn nicht alles perfekt läuft. Es ist okay, Hilfe anzunehmen. Es ist erlaubt, auch mal zu sagen: „Heute geht es nicht.“
Wir sind keine Superhelden – wir sind Mütter und Väter, die jeden Tag ihr Bestes geben. Und das reicht.
Heute weiß ich: Meine Kinder – alle vier, und auch mein Stiefsohn – brauchen keine perfekte Mama. Sie brauchen eine, die da ist, die kämpft, die liebt. Und genau das bin ich.